Montag, 21. Januar 2013

Stimmen-Melodie

Wie ich die Stimmen der Vernunft hasse. Sie gehören mir und ich kann sie hören, besser gesagt ich muss sie hören. Wie eine Mauer stehen sie geschlossen in meinem Hinterkopf und urteilen über all meine Taten. Sie sind eigentlich ganz leise, diese Stimmen, doch schaffen es manchmal mein eingebildetes Ego zu übertönen. Mein Ego, mit all diesen Ausreden und Fluchtwegen, die man sich eben so erschafft wenn man vor sich selbst sein Gesicht nicht verlieren möchte.

"Mach das nicht!", "Warum tust du das?" und "Warum hast du das dann doch getan?" Das ist die übliche Reihenfolge der Dinge die mir meine Stimmen an den Kopf werfen. Sie haben damit Recht und ich höre viel zu selten auf sie... Der Gedanke an Anarchie und Freiheit ist oft viel stärker vertreten als das Wissen über die Dummheit meines Handelns. Oft habe ich durch diese Art viel dazu gewonnen und meinen Spaß gehabt aber die meiste Zeit musste ich die Konsequenzen für meine Dummheiten tragen, die alle hätten vermieden werden können, wenn ich doch nur zugehört hätte. "Hab ich´s dir nicht gesagt" meldet sich sodann eine enttäuschte Stimme, wieder aus meinen Hinterkopf und ich antworte nur "Ja natürlich hast du das. Wie immer."

Ich gehe schlafen. Alles wird sich ändern. Ich werde mich ändern. Ab morgen nie wieder Schule schwänzen, nie wieder bis zum kotzen saufen und endlich meine Projekte fortsetzten. Wie wär´s mit ein bisschen Sport treiben und gesund ernähren? Vielleicht ein bisschen sparsamer werden, den Führerschein machen und mal wieder stundenlang Gitarre spielen und Texte schreiben? Ja Mann, ab morgen wird sich alles ändern.

Nächster Tag und es hat sich nichts geändert, ich hab mich nicht geändert. Das tut es nie und das werd ich vielleicht auch nie. Oft gefallen, nichts gelernt. Oft gekämpft und oft ergeben...

Doch langsam hab ich echt genug rumgehheult! Mir geht´s doch verdammt gut und ich fühl mich wohl so wie ich bin. Im Ernst ich habe doch echt keinen Grund zum meckern. First-World-Depressionen hat doch jeder mal. Warum sollte ich mich ändern wollen? Wenn ich immer das mache worauf ich Bock habe, dann können meine Wege nur von Erfolg gekrönt werden. Ich schaffe das alles schon denn ich glaub an mich, weil das ja sonst keiner tut muss ich das ja auch. Ich kämpf mich da weiter durch und irgendwann steh ich, mit Narben doch auch mit einem Lächeln, feierlich neben meinen Träumen und wir reichen uns die Hand. 

Während ich überzeugt und glücklich darüber nachdenke, höre ich ganz leise eine Stimme im Hintergrund. Eine Stimme die nur für einen Sekundenbruchteil alles andere überragt und es schafft, mir für einen Moment das Lächeln aus dem Gesicht zu nehmen. Eine Stimme die flüsternd fragt: "Glaubst du das wirklich?" 

Anmerkung: Es gab vor einiger Zeit einen Punkt in meinem Leben an dem ich entschied nie wieder auf diese Stimmen zu hören. Diese Stimmen haben mir geraten ich soll ein bestimmtes Mädchen nicht nach einer gemeinsamen Zukunft fragen, weil "zu viel auf dem Spiel stand". Ich hätte nie einen größeren Fehler in meinem Leben machen können als zu diesem Zeitpunkt auf die Stimmen zu hören. Zum Glück habe ich mich dagegen entschieden und so verdammt viel gewonnen.